Madalyns Eltern waren beide Magier, und eigentlich hatten sie gehofft, daß ihr einziges Kind die arkane Gabe erben würde, doch schon im frühen Kindesalter stellte sich heraus, daß dem nicht so war. Also versuchten sie, statt dessen eine Alchimistin aus ihrer hübschen Tochter zu machen, doch schon nach wenigen Lektionen zeigte sich, daß es mehr die Kräuterkunde und Heilkunst waren, die es ihr angetan hatten, und so wurde sie zähneknirschend bei einem Medicus in die Lehre gegeben. Zur großen Überraschung aller trat sie aber nach Beendigung der Ausbildung sofort dem ODL bei, die Beweggründe hierfür hat sie bis heute nicht preisgegeben.
Jahrelang verschwand sie daraufhin in den Archiven der Anchopaler Ordensburg, ohne offensichtlich von irgend jemandem näher beachtet zu werden. Völlig überraschend für die meisten wurde sie dann plötzlich 26 Hal in das Hauskapitel von Khunchom berufen, nur sie selbst nahm die Versetzungsorder mit einer Gelassenheit an, als hätte sie diese bereits erwartet.
Wer die zierliche Madalyn das erste Mal trifft, erlebt ein scheues, zurückhaltendes Geschöpf, das unwillkürlich Beschützerinstinke weckt. Nach Art der Tulamidinnen geht sie häufig verschleiert, so daß nur ihre sommerhimmelblauen Augen zu sehen sind; nur selten verirrt sich eine ihrer langen roten Locken aus der Frisur und ringelt sich schüchtern um ihr Gesicht.
Der Blick hinter die Fassade zeigt jedoch eine völlig andere Frau. Als ausgebildete Seelenheilkundige ist ihr kaum eine Facette der menschlichen Gedankenwelt fremd, und das nutzt sie zielstrebig aus. Zurückhaltend und vorsichtig kokettiert sie mit ihren Mitmenschen, bringt sie durch scheinbare Naivität und Arglosigkeit dazu, sie zu unterschätzen, und in ihrer Gegenwart unvorsichtig zu werden. Wo das allein nicht ausreicht, setzt sie äußerst subtile Druckmittel ein, so daß ihr schließlich die meisten Leute zu Willen sind, ohne es überhaupt zu ahnen.
Diese Seite ist aber nur sehr wenigen Leuten bekannt, selbst in ihrem Ordenshaus in Khunchom wird sie von vielen immer noch verkannt, was aber auch zum Teil daran liegt, daß sie viele ihrer Erkenntnisse hier gar nicht erst darlegt, sondern sie auf direktem Wege nach Anchopal oder gar Perricum weiterleitet.
Ihr bestgehütetstes Geheimnis, von dem außer ihr selbst und der Person, die sie unterwiesen hat nur noch eine handvoll Leute in der obersten Ordensführung wissen, ist, daß während ihrer Ausbildung doch noch ihr magisches Erbe erwachte - und sie weiß es zu benutzen...