Es mag angehen, daß im Ordo Defensoris einige seltsame Menschen versammelt sind, um für die Lehre einzutreten. Jeder Mensch hat seine Eigenarten, jeder Mensch - so hat die vielfältige Tsa es gefügt - hat seine eigenen Methoden. Doch Eularia Babeln ist zweifelsfrei eine der ganz merkwürdigen Gesatlten des Ordens.
In Mengbilla ist die Frau aufgewachsen, in einfachen aber recht soliden Verhältnissen. Das kann nicht jeder von sich behaupten, der in Mengbilla gelebt hat. Lesen und Schreiben lernte sie erst, als sie ihre Arbeit in dem kleinen Kontor Panjello antrat. Mag man kaum fassen, daß ein Kontor eine Schreibunkundige einstellt, so mag es noch mehr wundern, daß jemand freiwillig für das Kontor Panjello arbeitet. Ganz davon zu schweigen, daß die Methoden des Kontors nicht immer im Rahmen der Legalität lagen - auch in Mengbilla nicht!
Vor diesem Hintergrund erklärt sich von selbst, woher Eularia Babeln ihre fundierten Kenntnisse im Bereich der Herstellung und Erkennung von Tinten hat. Ob die unsichtbar werden, unsichtbar sind oder gar giftige Wirkung entfalten. Auf diesem Gebiet ist die Archivarin firm. Eines Tages wurde zu Chorhop eine Zweigstelle des fragwürdigen Kontors eröffnet. Die mittlerweile zu den zuverlässigsten Mitarbeitern zählende Frau Babeln erhielt den Auftrag, dort die Geschäfte ins Rollen zu bringen, so gelangte die Frau in die Stadt Chorhop.
Die Konkurrenz in Chorhop allerdings war stärker, so daß die Zweigstelle bald wieder geschlossen werden mußte. Mit einer Intrige gelang es, Wachdienste auf die unlauteren Mittel des Handelshauses in Chorhop aufmerksam zu machen. Eularia Babeln war die Leidtragende, die als Vorsteherin des Hauses natürlich verantwortlich war und in Kerkerhaft genommen wurde.
Als die Strafe vorbei war, stand Eularia alleine da. Ohne einen Heller in der Tasche waren die Perspektiven nicht eben rosig. Allerdings war sie nicht dumm und erinnerte sich eines Ordens, der vielleicht ihre Dienste benötigen konnte und ihr auch nach ihrer Kerkerstrafe noch eine Chance geben würde. Sie wurde vorstellig beim ODL in Drôl, und tatsächlich weckten ihre Kenntnisse ein gewisses Interesse. Der damaligen Ordenshausleitung schien es dabei von minderer Wichtigkeit, daß Frau Babeln nur sehr begrenzte Kenntnisse von der Magie und dem Gildenrecht hatte. Vor 15 Jahren wurde sie nach Rashdul versetzt, wo sie weiterhin ihren Schreibdiensten nachging
Die heutige Archivarin fügte sich in ihre Aufgaben und nutze ihre Chance. Natürlich hatte auch sie ihre Lectiones zu lernen und weiß darum heute sicherlich auch einiges mehr über die Magie - das rechte Interesse daran aber stellte sich nie so recht ein. Ihre Talente waren der Leitung von großem Nutzen, so daß sie recht bald aufstieg, ja sogar recht bald ins Kapitel berufen wurde - sehr zum Ärger manch anderen Mitgliedes. Eularia ließ es geschehen.
Verschlossen, wie sie war, tat sie zwar geflissentlich ihre Arbeit, Kontakt zu den Ordensgeschwistern, der darüber hinaus ging, gab es aber nicht. &uUuml;ber ihren Charakter und ihre Gefühlswelt ist demnach kaum etwas bekannt. Mit den Jahren lebte die Archivarin immer zurückgezogener in ihrem Gewölbe, umgeben von Büchern, Schriftrollen und Tintenfäßchen. Heute gilt die schrullige Alte, die ja beinahe schon 70 Jahre auf dem Buckel hat als lichtscheues Geschöpf, die allenfalls für einen Gang zur Latrine ihr Archiv verläßt.
Ein bißchen unheimlich ist sie den meisten schon und tauscht sich auch nicht aus mit anderen. Selbst den Besprechung innerhalb des Kapitels bleibt sie meist fern. Dennoch gibt es keine Bestrebungen, die ihres Postens zu entheben - denn nach wie vor erledigt sie ihre Aufgaben zu aller Zufriedenheit erledigt und immer noch unentbehrliche Kenntnisse besitzt. Wenn sie keinen Schaden verursacht, wird die Eigenbrötlerin wohl weiterhin geduldet werden - bis sie eines Tages in ihrem Kellergewölbe stirbt!