Ordenssitz Selem

(Sedes minor Ordinis Selemis)


Örtliche Gegebenheiten

Wie wichtig es ist, einen Hort des Wissens in einer Stadt, die derart vom Verfall und Niedergang gezeichnet ist, zu haben, wird auf den ersten Blick ersichtlich, wenn man die Gassen Selems durchquert. Wo schwüle Hitze sich mit fäulniserregender Feuchtigkeit paart, wo Seuchen beständig auf ihre Opfer lauern und klebriger Schweiß das Atmen schwer werden läßt und lauwarmer modriger Hauch aus den Sümpfen kriecht, dort mag es nicht mehr wundern, wenn der Wahn Einzug hält!
So man in Selem von einem besseren Viertel redet, zieht jeder Besucher ad hoc die Stirn kraus. Auch die Königsgärten verdienen ihren prachtverkündenden Namen längst schon nicht mehr, und doch: sie künden noch immer von einstiger Größe und reichen Schätzen. Inmitten dieser verblassenden Zier befindet sich auch der Sitz des ODL, unweit der Silem-Horas-Bibliothek, welche selbst ein schmerzhaftes Beispiel für den fauligen Zerfall ist.
Keine Chronik berichtet darüber, was sich einst in dem Geb&auuml;ude befunden haben mag, das der Orden sein eigen nennt. Ein einstöckiges Lehmhaus mit Flachdach und geräumigem Innenhof. Scharrt man ein wenig mit dem Fuß, tritt hier rosafarbener Marmor unter dem Schmutz zu Tage, doch scheinen die Tage lang schon vorbei, da noch eine pflegende Hand sich um Schönheit mühte. Wie der Marmor unter der feuchten Hitze im Schmutz versinkt und langsam vergeht, so platzt auch die Tüche von den Wänden und fault auch die seichte hölzerne Palisade, welche das Dach vor unliebsamen Blicken und Besuchern schützen soll.
Von innen macht das Gebäde einen geringfügig besseren Eindruck. Die Einrichtung entspricht im Wesentlichen der anderer Ordens-Niederlassungen: Seminarräme, Amtszimmer, Schlafgemächer, Lager, Archiv und was dergleichen mehr zu suchen wäre: nichts fehlt. Ein Relikt früherer Zeiten, denn Bedarf ist für diese Räumlichkeiten nicht mehr, nachdem der Rang der Niederlassung der vorherrschenden Bedingungen angepaßt und vom Domus Ordinis zum Sedes minor Ordinis degradiert wurde.
Die Amtszimmer des ehemaligen Capitulums liegen mit den anderen Räumlichkeiten auf einer Ebene, sind aber nur über einen separaten Korridor zu erreichen. Die Einrichtung ist schlicht aber noch in angenehmem Zustand. Sie läß auf eine anfängliche tulamidisch beeinflußte Wohlhabenheit schließen. Rüstkammer und Archiv sind beide hinter einer schweren rostigen eisenbeschlagenen Tür verborgen, die beide allerdings kaum mehr Dinge von Interesse beeinhalten. Vieles wurde vor Zeiten bereits ausgelagert in die Ordensburg oder in eines der nächsten Häuser - allein schon, um dem schleichenden Verfall vorzubeugen.
Im übrigen wird der reisende Ordensbruder, den es nach Selem verschlagen hat, vergeblich darauf warten, daß eine Magd oder ein Diener ihm das Essen bereite. Dienstpersonal gibt es hier lange schon nicht mehr.

Tätigkeitsfelder

Nein, verwunderlich ist es nicht, daß diese einstmals blühende Stadt heute nur noch Symbol für Elend und Wahnsinn ist. Nicht umsonst ist die erste Assoziation zu Selem das Noiniten-Kloster, daß szintoaufwärts einige Stunden von Selem entfernt liegt. Doch was hat hier eine Niederlassung des Ordo Defensores verloren? Eine Frage, die sich berechtigterweise schon manch einer gestellt hat.
Eine Akademie, die zu schützen wäre, gibt es hier nicht, ja nicht einmal frei praktizierende Magier gibt es in dieser Stadt. Was sollte sie hier auch anziehen? So ist vielleicht die rottende Silam-Horas-Bibliothek das einzige, was den ODL hier rechtfertigt - immerhin, so wird gemunkelt, soll die Schriftensammlung einige Bücher mit verbotenem Wissen beinhalten, deren Gebrauch sicherlich sorgsam zu überwachen ist. Vielleicht gab es vormals tatsächlich Ordensgeschwister, die sich darum kümmerten.
Vor Jahren schon hat auch im Ordenshaus die allgegenwärtige Trägheit Fuß gefaßt. Jeder ging seinen eigenen Forschungen nach, hoffte auf Ideen und Inspiration oder lie;ß sich einfach nur ganz in den Sog des Dahinvegetierens fallen. Nach der Benennung Magister Ftaimans war die Zukunft des Ordenshauses entschieden. Seine offenkundigen Schwächen in der Leitung des Hauses führten zu einem noch schnelleren Verfall der Gebräuche und des Einflusses der ODL, daß der letzte Schritt nur eine Frage der Zeit war.
Heute also steht das Gemäuer fast leer. Einziges Ordensmitglied in Selem ist der nunmehr zum Consularius bestellte vormalige Ordensmeister Ftaiman ben Birsik Ibn Jahmal, dem damit die Last genommen ist, ein heruntergekommenes Ordenshaus zu befehligen, gleichsam aber auch genommen ist, in absehbarer Zeit in den Genuß gelehrter Gesellschaft zu kommen...

Kontaktperson


Consularius: Frater honorius et illustris Magister Ftaiman ben Birsik ibn Jahmal
      Geb.: 23. RON 979 n.BF (15 v.H.) in Kannemünde
      Ausbildung: Pentagramm-Akademie zu Rashdul
      Spezialgebiet: domänologische Dämonologie