Coragon de Sylphur

(Consularius Ordinis Brabaciensis)


Magister de Sylphur ist ein von Sorgen gebeutelter Mann. Sein Ordenshaus, als es noch eines war, wurde regelmäßig von allen Seiten übergangen, ob es sich nun um finanzielle Unterstützung aus den Ordenskassen, Informationen aus der hiesigen Akademie oder dem Haus des Roten Salamanders oder auch nur etwas Anerkennung von den Ordensgeschwistern ging. Hinzu kommt, daß er sich selbst ins Aus manövriert hatte...
Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Als entfernter Vetter König Mizirions und somit Mitglied der herrschenden Familie war ihm von vornherein eine aussichtsreiche Karriere in die Wiege gelegt, ihm standen alle Möglichkeiten offen. Als man seiner Begabung gewahr wurde, ermöglichte man ihm ein Studium in Fasar, und auch als er danach eine Mitgliedschaft im bedeutendsten Orden der Grauen Gilde anstrebte, ließ man ihm Unterstützung angedeihen. Die Familie sorgte dafür, daß er sich mit wohlüberlegten Gaben und Buchspenden schnell Zugang zu den Bibliotheken und wichtigeren Ordensmitgliedern verschaffen konnte, und er dankte es damit, daß er rasch Karriere machte und die Beziehungen zwischen dem Orden und seiner Heimat festigte. Ein wenig Fürsprache Seitens seiner einflußreichen Verwandtschaft sorgte schließlich dafür, daß man ihm die Leitung des brabaker Hauses übertrug.
Diese Aufgabe ließ sich nicht schlecht an, sie verschafft ihm ein gewisses Ansehen, und er brachte auch einiges Interesse dafür auf, so daß sich die Dinge zum Besten entwickelten. Doch dann kam er aus irgend einem Grunde - für gewöhnlich ist er ein intelligenter und verstandesgesteuerter Mensch, und diese unbesonnene Tat wollte so gar nicht zu ihm passen - auf den Gedanken, er müsse eine Mätresse, und diese auch noch ständig um sich haben. Eine Kandidatin war schnell gefunden, und so trat die ehemalige Hofdame Bellinya pro forma dem Orden bei, um dauerhaft im Ordenshaus leben zu dürfen. Die rassige Schönheit verfügte allerdings über einen nicht allzu weit entwickelten Verstand, so daß Coragon sich etwas einfallen lassen mußte, um das aufkeimende Getuschel zu mindern. Kurzerhand erhob er die damals Achtzehnjährige unmittelbar nach ihrer Probezeit zur Kämmerin. Dieses erlaubte ihr, sich für die meiste Zeit des Tages in ihren Gemächern aufzuhalten, und immerhin verstand sie sich auf den Umgang mit Dienstboten.
All diese Probleme könnten nun ein Ende haben, da das Ordenshaus aufgelö,st und das Personal abberufen ist. Damit hat auch die Mätresse Coragons das Haus verlassen, und niemand wäre noch zugegen, der sich das Maul zerreißen würde. Allein gelassen erfüllt er nun den alleinigen Zweck der Präsenz des Ordo Defensores Lecturia, gibt sich seiner Forschung hin, so weit er in seiner Enttäuschung über die Färnisse des Lebens dazu findet. Eine gewisse nervöse Unruhe allerdings hat ihn noch nicht verlassen.



Meisterinformationen:
Den restlichen Aufgaben ihres Postens war die Kämmerin natürlich nicht gewachsen, so daß De Sylphur gezwungen war, heimlich jemanden zu engagieren, der diese Arbeit erledigte. Dieser jedoch, ein jüngerer Sohn einer Brabaker Kaufmannsfamilie verlangte zuletzt horrende Summen für sein Schweigen. Coragon befand sich in einer Zwickmühle: Den Erpresser auffliegen lassen konnte er nicht, da sonst seine Veruntreuung ans Tageslicht gekommen wäre. Seinen Forderungen nachzukommen, bedeutete weitere Untreue.
Nun, diese unpäßliche Situation hat sich nun schlagartig in Luft aufgelöst, als das Ordenshaus aufgelöst und gegen eine ordinäre Außenstelle ersetzt wurde. Der mehr als lästige Erpresser hat fürderhin nichts mehr mit dem Orden zu tun, was indes nicht bedeutet, daß er nicht dennoch weiteres Schweigegeld fordern könnte! Das Problem selbst ist keineswegs behoben, denn seine Geliebte und ehedem Kämmerin ist nunmehr an die Ordensburg Neetha berufen, wo sich ihre Inkompetenz sicherlich nicht lange wird verbergen lassen. Magister Coragon kann nichts tun, als tatenlos zusehen und die Götter um Beistand anflehen. Die Zeit muß zeigen welche Konsequenzen ihn erwarten. Bis dahin jedoch macht er gute Miene zum bösen Spiel und widmet sich seiner Forschung, ohne häufiger als nötig seinen Turm zu verlassen, alleine schon, um nicht dem Erpresser häufiger als nötig über den Weg zu laufen.