In Bethana geboren, besuchte Milieth die dortige Kampfakademie. Ihre magische Veranlagung wurde sehr früh bereits entdeckt, schon im zartesten Kindesalter, als ein Magus, der zufällig in ihrer Nähe weilte, gezwungen war, ein Odem Arcanum zu sprechen. So wurde die in ihr schlummernde Kraft offenbar, und obschon es noch zu früh war, diese Kraft zu formen, bestand auf diese doch wenigstens schon die Möglichkeit behutsam auf die Entwicklung des Kindes hinzuarbeiten.
Die Soldatentochter wurde zwar nicht unmittelbar mit ihrer Magiebegabung konfrontiert, um nicht unkontrollierte magische Synkopen zu provozieren, dennoch merkte Milieth, daß mit ihr etwas Besonderes war. Dies stärkte das Selbstbewußtsein des Mädchens gewaltig. Sie entwickelte sich zu einer dominanten Persönlichkeit, die es früh lernte, anderen Menschen Anweisungen zu erteilen, auch wenn es anfänglich nur Kinder waren.
Milieth mußte Geduld beweisen, bevor ihr mitgeteilt wurde, daß ihr ein Platz in der Halle des vollendeten Kampfes zugedacht war. Es dauerte eine gehörige Weile, bis sie sich an diesen Gedanken gewöhnt hatte, sah sie doch darin ein Zeichen, daß sie zu Hause nicht erwünscht sei. Und da sie mit ihrer dominanten Art während der ersten Semester auch das eine ums andere mal aneckte, hatte Milieth eine schwere Zeit zu durchstehen.
Doch Die Halle des Vollendeten Kampfes ist letztlich nicht so militärisch, wie ihr Name vermuten läßt. Die Scholarin gewöhnte sich an die Ausbildung. Offenbar war niemandem daran gelegen, ihren Willen zu brechen, vielmehr versuchten die Lehrenden nur, sie sanft auf den rechten Weg zu begleiten. Zurückblickend weiß sie, daß die magische Unterweisung der einzig gangbare Weg war, verknüpft darüber hinaus noch mit großem Nutzen für sie selbst. Und auch die Differenzen mit ihrem Elternhaus sind mittlerweile wieder beigelegt.
Die Dominanz Milieths hat sich wieder Bahn gebrochen, und in gewohnter Art erteilt sie Anweisungen, wann immer sie sich in einer Situation sieht, in der schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen. Verblüffend ist auch, wie selbstverständlich im Normalfall selbst fremde Personen Milieths Anweisungen sofort befolgen - ein Indiz da&uumL;r, wie fundiert und logisch ihre Einschätzungen im Allgemeinen sind!
Milieth von Bethana hat sich innerlich nie um die philosophischen Grundsätze der Magiergilden gekümmert; sie hat ihre eigene Meinung zur Welt und trifft ihre Entscheidungen aus dem Bauch heraus, nicht etwa nach den Theorien, die in dicken Folianten nachzulesen wären. Somit stellt es für sie kein Problem dar, daß sie als Weißmagierin in einem graumagischen Orden tätig ist. Dementsprechend fühlt sich die Magistra
auc keineswegs zuständig, wenn es darum geht, Stellung zu beziehen in Fragen gildenrechtlicher und -politischer Thematiken.
Die heutige Ordenshausleiterin ist eine Praktikerin, wie sie im Buche steht. Probleme werden angegangen, auch wenn der Weg zur Lösung ein unbequemer ist. Sicherlich kennt sie ihre Grenzen und ist bestimmt auch keine Freundin von Leichtsinn oder unbedachtem Handeln, lange theoretische Dispute allerdings sind Ihr schwer zuwider! Einen Fehler sollte man sich nie erlauben, wenn man unter der Befehlsgewalt der Bethanerin steht: sich der Bequemlichkeit wegen aus der Verantwortung zu stehlen. Wer solches tut, hat in Milieths Augen seine Ehre verschenkt, es dürfte schwierig werden, das dadurch zerstörte Vertrauen je wieder herzustellen.