Yanda von Oberfels

(Justiziarin zu Grangor)


So weit Yanda zurückdenken kann, hat sie ihren Dienst im Domus Grangoris verrichtet, seit sie damals vor etlichen Jahren in die Reihen des ODL aufgenommen wurde. Es hat sie nie gedürstet nach der großen weiten Welt, vielmehr fühlte sie sich wohl in Grangor.
Geboren wurde die heute sehr betagte Frau in Oberfels, wo sie als jüngste Tochter einer Familie niederen Adels in guten Verhältnissen aufwuchs. Zur Ausbildung wurde sie in Bethana aufgenommen, wo sie mit verschiedenen Aufgaben in der Stadtverwaltung und -kommandantur betraut wurde. In besonderem Maße schien ihr die Bearbeitung juristischer Papiere zu liegen. Nicht daß ihr diese Arbeit besonders viel Spaß gemacht hätte, doch ihr Scharfsinn war nun einmal prädestiniert, um den Spitzfindigkeiten von Vertragswerken und ähnlichen Dingen aus dem Weg zu gehen respektive, selbige zu entlarven.
Der Kontakt zum Orden kam durch gezielte Anwerbung zu Stande. Mitglieder des Ordens waren vom Vorgänger des Grangorer Hauses ausgedanst worden, um Nachwuchs anzuwerben. Als diese auf eine genialen Streich Yandas aufmerksam wurden, die einen für Bethanas Finanzen verhängnisvollen Vertrag ablehnte und im Gegenzug einen Vorteil für die Stadt verklausulierte, traten sie an die junge Rechtskundlerin heran und boten ihr die Mitgliedschaft im ODL an.
Auf eine solche Gelegenheit hatte sie schon längere Zeit gewartet, so daß Frau von Oberfels keinen Wimpernschlag zögerte, die Offerte anzunehmen und die Werber nach Grangor zu begleiten. Die Arbeit blieb zwar weitgehend die gleiche, doch der Hintergrund heimlicher Absprachen, der Umgang mit teilweise berühmten Magiern und die mitunter schicksalhaften Geschichten, welche ihre Arbeit begleiteten, waren weitaus interessanter als in Bethana. Zudem gefiel ihr die Stadt, und sie fand bald auch schon Ihr Liebesglück im Umfeld der Gelehrten.
Yanda von Oberfels gehört nicht zu den strahlenden Figuren des Ordens und sie hat auch nie den Wunsch verspührt, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Eine glückliche Familie, eine interessante Arbeit und das Wohlwollen ihres Umfeldes war alles, was sie vom Leben verlangte. Und alles dies fand sie in Grangor.
Mittlerweile ergraut, kann Yanda auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Sie war maßgeblich daran beteiligt, daß das Ordenshaus zu dem wurde, was es heute ist. Letztlich war auch sie es, die durch Rechtskenntnis und dem Wissen um die geeigneten Mittel und Möglichkeiten, den Weg ebnete zum Aufbau des bis heute unerkannten Ausbildungsbetriebes. Wenn auch Ihr Gatte lange schon tot ist und ihre vier Kinder Grangor nur noch selten besuchen können, so ist Yanda doch zufrieden mit sich und der Welt und besitzt mittlerweile ein solch wertvolles Wissen um wohlgehütete Geheimnisse, daß ihr Platz schwer zu ersetzen sein wird, wenn Boron sie eines Tages zu sich ruft.