Sandros di Mascati

(Kämmerer zu Vinsalt)


Omen oder Zufall? Sandros di Mascati wurde an einem 9. Phex geboren, ein Datum, das von den leicht abergläubischen aber überglücklichen Eltern als eine Verheißung angesehen wurde, daß das Kind auf den Spuren des listigen Fuches wandeln solle. Wie das genau aussehen könne, darüber wollten sie sich lieber keine Gedanken machen. Am Ende schickten sie den - in der Tat sehr quirligen - Sandros nach Kuslik, wo er eine Lehre beim Bankhaus Bosparan absolvieren durfte.
Es bedarf keiner großen Phantasie, um zu erkennen, daß eine solche Arbeit nicht die rechte ist für einen quirligen und drahtigen jungen Mann. Rechnen und der Umgang mit Geld, manchmal gar mit Summen, die eines normalen Bürgers Augen nie zu Gesicht bekommen - schön und gut! Doch das gewisse Maß an Verantwortung, die Sandros nur allzu gerne übernehmen wollte, wollte ihm niemand geben.
So biß sich Sandros di Mascati durch die Lehrjahre hindurch. Sein Ehrgeiz und auch sein Stolz hielten ihn davon ab, vor der Zeit Kuslik zu verlassen. Nein, die Ausbildung wollte er auf jeden Fall beenden! Danach jedoch hielt ihn nichts mehr in der Stadt. Ein Ortswechsel schien ihm die beste Möglichkeit, die Vergangenheit zurück zu lassen. Das Gelernte jedoch würede ihm neue Perspektiven verschaffen, schließlich hatte di Mascati die Zeit nicht nur mit simplen Zahlenspielereien und Zinsrechnungen verschwendet, sondern mehr noch eine Charakterstudie der Finanzgrößen betrieben, die er dort zu Gesicht bekam!
Gar so schnell, wie er sich gedacht hatte, ging es mit der Beschäftigung denn doch nicht. Sandors suchte eine ganze Weile, bis er zu guter letzt auch beim ODL vorstellig wurde, in der Hoffnung, man würde seine Fähigkeiten hier gebrauchen können. Nun, der Ordo Defensores weist niemanden ab, der sich in den Dienst der Lehre und deren Verteidigung stellt. In Sandros' Fall war es zwar weniger die Verteidigung als vielmehr die Erhaltung eines gewissen Standards, mit der er dienen konnte, doch das war dem Ordensmeister zumindest ebenso recht.
Zwar steht es einem jeden Mitglied des äßeren Zirkels frei, zu gehen wohin immer der Sinn befielt, doch Sandros fühlte sich wohl. Er hatte genug Freiheit, doch er hatte auch genug Arbeit, die ihn forderte und die ihm Verantwortung bedeutete. Nach einigen Jahren hatte er es zum Kämmerer gebracht. Ausschlaggebend dafür waren aber in erster Linie die Studien, die er während seiner Lehrzeit nebenbei betrieben hatte. Phedro ya Mezzani zumindest schein eben dafür besonders Verwendung zu haben.
Kurz vor seiner Ernennung hatte ihn bereits ein unbeschreibliches Herzeglück ereilt, dazu noch das neue Amt, das ihm wie auf den Leib geschneidert schien - wahrlich, er mußte die Götter auf seiner Seite haben! Sollte Rahja den Menschen die Liebe auf den ersten Blick geschenkt haben, so wäre Sandros di Mascati derjenige, der sie beschreiben könnte. Und Selín Madrigal, seine Braut, muß es ebenso ergangen sein.
Da sie dem Orden beitrat und forthin im gleichen Hause lebte, lernten sich die beiden Näher kennen und lieben, bis sie schließlich den Travia-Bund schlossen. Mittlerweile tummlen sich im Domus Ordinis zwei kleine Schreihälse, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich die beiden Vermählten - die seit einem Jahr nun auch gemeinsam im Kapitel sitzen - wohl etwas einfallen lassen müssen. Denn wenn auch schon die teilweise schwer zu ertragende und auch schwer zu durchbrechende Konformität derer beider Ansichten im Capitulum geduldet wird, tobende Kinder haben in einem Ordenshaus in der Tat nichts verloren!