Blaues Blut fließt in den Adern der Ordensmeisterin zu Rommilys. Daß die Edle von Vierok tatsächlich magiebegabt ist, wissen außerhalb des Ordenshauses nur wenige. Was aber sehr wohl bekannt ist, das ist ihr Wissen um die Magie, deren Formen, Anwendungs- und Spielarten und auch den aus ihr erwachsenden Gefahren. Tatsälich ist Selinde Danan von Vierok eine der ältesten Ordensschwestern der Zentralprovinz und somit auch eine der erfahrensten.
Die Mittlerweile fast 60jährige Magierin besuchte die Akademie der Herrschaft zu Elenvina. Entsprechend der dortigen Lehre brachte sie einen durchaus harschen Befehlston mit in das Ordenshaus, als sie die Leitung vor etwa 25 Jahren übernahm. Seither ist ihr Umgang mit den Ordensgeschwistern um einiges lockerer und freundschaftlicher geworden, nicht zuletzt auch durch die harte Zeit, welcher der Orden in den vergangen Jahren durchgemacht hat.
Dennoch: einen Mangel an Disziplin und Gehorsam duldet sie nur in gut begründeten Fällen. Die Tage sind längst vergangen, da Selinde Danan von Vierok noch Aufgaben selbst erledigte und sich von Zeit zu Zeit außerhalb der Ordenshausmauern aufhielt. Die Vorzüge der umfangreichen Bibliothek, die sie während ihrer Tätigkeit hier um einige Exemplare bereichern konnte, verleiten geradezu zum steten Studium und machten die Ordensmeisterin zu einer wahren Meisterin staubiger Bücher. Warum die Maga in der Öffentlichkeit so selten zur Magie greift, ist eines der Rätsel, um das im Ordenshaus schon seit längerer Zeit am meisten spekuliert wird, erfahren wird es wohl niemals jemand.
Die Zeiten sind rapide schlechter geworden. Die Entwicklung, die das Mittelreich und auch der Orden in jüngster Zeit durchgemacht haben, stimmt die Ordensmeisterin nachdenklich, und unter diese Nachdenklichkeit mischt sich nun langsam auch Angst. Das gehobene Alter und die abnehmende Spritzigkeit des eigenen Körpers erwecken in der Magistra ein ungutes Gefühl, das sie auch nicht wieder abschütteln kann. Und daran vermag auch ihr umfangreiches Wissen nichts zu ändern.