Wie in vielen Städten, hat der ODL es auch in Grangor vorgezogen, die Nähe zur Akademie zu suchen, die es ja im Ernstfalle zu beschützen gilt. Keine 50 Schritt von der Akademie der Erscheinungen entfernt, hat der Ordo Defensores Lecturia schon vor langer Zeit einen Turm bezogen. Vormals als Lagerraum genutzt, wurde das Gebäude um zwei Stockwerke erhöht und ähnelt dem klassischen Magierturm - mit quadratischer Grundfläche allerdings.
So schön der im Fachwerkstil erbaute Turm ist, so eng ist er auch. Das gilt zumindest für die heutige Zeit, da der Orden gewachsen ist und mit ihm das Archiv. Das hat seine Auswirkungen gerade auf die Größe der Unterkünfte innerhalb des Ordensturmes. Aus diesem Grunde wurden einige Räume in die weiter südlich gelegene Akademie ausgelagert. So gibt es z.B. im Turm weder Küche noch Essensvorräte. Durch die Nähe zur Akademie ist dies allerdings kein großer Komfortverlust.
Bei größeren, etwa überregionalen Zusammenkünften können in der Akademie auch Seminarräume benutzt werden, so daß die beiden kleinen Besprechungszimmer des Turmes nur für hausinterne Beratungen und Übungsveranstaltungen genutzt werden.
Neben den Zimmern des Kapitels verfügt der Turm über zehn Schlafplätze, von denen die Hälfte permanent belegt ist.
Im Keller - der übrigens nachträglich erweitert wurde - sind das Archiv und die Bibliothek untergebracht. Treppab erreicht man zunächst die respektable Büchersammlung. Durch die Bibliothek gelangt man in das Arbeitszimmer - mit der durch einen Vorhang abgetrennten Schlafecke - des Archivars. Das Archivarium, wie der Raum genannt wird, kann nur von mit einem speziellen Schlüssel geöffnet werden, über den nur der Archivar selbst, der Kämmerer und die Ordensmeisterin verfügen.
Durch das Archivarium betritt man das allgemeine Archiv, in dem Akten, Bilanzen und Briefe abgelagert werden oder aber das geheime Archiv. Allerdings ist es weniger das Archiv, welches geheim ist, als vielmehr der Inhalt der Akten, die dort lagern. Doch auch die Wertgegenstände des Ordens finden hier ihren Platz - weswegen Ordensgeschwister laut Verfügung nur unter Aufsicht des Archivars oder Kämmerers hier verweilen dürfen.
Im Erdgeschoß residiert der Kämmerer, wobei Arbeits- und Schlafgemach in ähnlicher Weise kombiniert sind, wie die des Archivars. Weiterhin befinden sich hier das Lavarium, wie der kleine Waschraum geheißen wird, und das Dormirium, welches Schlafplatz für durchreisende Ordensgeschwister bietet. Und schließlich das recht kleine Parlarium, in dem Übungen ebenso wie Besprechungen abgehalten werden.
Die Treppe in der Turmmitte führt nicht nur abwärts, sondern gibt auch Zugang zu den oberen Etagen. Im ersten Stock hat der Marschall sein Quartier; zwischen seinem Gemach und der Treppe befindet sich das Armarium - ein recht imposanter Name für die kleine Rüstkammer. Doch auch die restlichen permanent anwesenden Ordensangehörigen haben hier ihre Unterkunft: kleine Zellen nur, die nicht viel mehr Platz bieten als für eine Schlafstatt und eine kleine Kommode. Doch auch das Meditarium muß hier Platz finden, ein kleines Zimmer, das mit dem Kapitel an sich schon voll besetzt wäre. Hier werden allmorgendlich die rohalschen Schriften verlesen. Doch auch Konzentrationsübungen werden hier abgehalten - der schwere süßliche Geruch deutet es an!
Zuoberst schließlich wohnen und arbeiten die Ordenshausleiterin und ihre Justiziarin. Von ihren Gemächern aus ist ein weiteres Arbeitszimmer, das Seperarium zu erreichen, in welchem sich das Hauskapitel regelmäßig zu Besprechungen trifft. Hier werden auch eventuell geheim zu haltende Einsatzplanungen durchgeführt. Im südlichen Teil hingegen ist einmal der Länge nach eine Kampfbahn, das Combattarium abgetrennt. Hier erteilt der Marschall intensive Zweikampfübungen - für mehr reicht allerdings der Platz auch nicht!
Durch die Spezialgebiete der Kapitelangehörigen hat sich im Laufe der Zeit eine gewisse Ausrichtung des Grangorer Hauses herausgebildet, die heute traditionsgemäß weitergepflegt wird. Demnach wird in heutiger Zeit auch bei der Neubesetzung freiwerdender Kapitularsposten streng auf die Spezialisierung geachtet. Manch Durchreisender mag sich bereits gefragt haben, welche besondere Ausrichtung Grangor denn nun haben möge, eine Frage, welche Magistra Marevella mit einem flüchtigen Lächeln abzutun pflegt.
Der normale Grangorbesucher mag sich keine Gedanken darüber machen, denn der Turm macht doch eher den Eindruck, den man von einem repräsentativen Orden erwartet, zumal im oberen Stockwerk stets die auffälligen roten Fahnen mit dem grauen Emblem des Ordens in alle Himmelsrichtungen flattern. Nach außen hin gibt man sich in Grangor denn auch gerne akademisch "beschränkt" und fördert erfolgreich das Klischee der "Meister staubiger Bücher", und wer sich in arkanen Dingen Rat geben lassen möchte, wird meist ohne Verzug an einen entsprechenden Spezialisten verwiesen.
Auskünfte sind meist akademisch präzise: Für den Laien ermüdend, anstrengend und fachlich kaum faßbar, für den wandernden Adepten kompliziert, theoretisierend und meist ebenso schwer zu erfassen. Dies wirkt auf den Außenstehenden zwar, als würde man mit dem Ordenshaus eine andere Welt betreten, die aus Astrallinien, arkanen Potentialen und geometrischen Zauberthesen gestrickt scheint, gerade das aber läßt das Ordenshaus über jeden Zweifel erhaben sein!
Meisterinformationen:
Nicht umsonst befindet sich das Ordenshaus nahezu exakt in der Mitte zwischen der Illusionsakademie und dem ehemaligen Spielsalon Rad und Becher, welches heute dem Phextempel als geheime Außenstelle dient! Die Kontakte zu beiden Seiten (und noch zu weiteren) werden regelmäß gepflegt und können als durchweg gut bezeichnet werden.
Dementsprechend sind die Methoden des Grangorer Hauses, und dementsprechend ist die Ausrichtung. Die Kombination aus Illusionsmagie, Zweikampferfahrung und Spezialwissen, gepaart mit einer intensiven Auseinandersetzung mit Fragen des Rechts führen zu einem selbstbewußten, ja fast arroganten, ODL-Mitglied, der keine Scheu vor aggressivem Auftreten hat - sobald es denn nötig ist. Ebenso hat es auch seinen Grund, warum sich Ordenshausleiterin und Justiziarin das obere Stockwerk teilen: Viele Aufträge werden von diesen beiden bis an den Rand der Legalität ersonnen, in speziellen Ausnahmefällen auch schon mal darüber hinaus. Es herrscht eine Kombination energischer Zielstrebigkeit und penibler, listenreicher Rechtskenntnis vor, die bereits mehr als einmal nützlich war.
Somit verfolgt Grangor schon seit längerer Zeit einen Kurs, der durch die Einrichtung der Grauen Garden nunmehr auch durch die Ordensleitung gestützt wird. Somit kann der ODL-Turm als Agentenschmiede für die Graue Garden betrachtet werden, welche die Motive der akademischen Lehre mit unterstützender Anwendung phexischer Mittel schützt und pflegt.
In Ermangelung ausreichenden Raumes werden die erforderlichen Praxisübungen von Zeit zu Zeit im Grangorer Umland durchgeführt. Einzelschulungen werden dann und wann auch im Rad und Becher unter fachmännischer Aufsicht abgehalten. Die Gardenschulung hingegen beginnt meist zur Mittnacht mit der Aufgabe ungesehen die Stadt zu verlassen... Die qualitativ hochwertige Ausbildung beweist sich bereits darin, daß bislang niemand außerhalb des Ordens von der Gardenschulung etwas weiß!