Zorgan - Handelsstadt, lautes, buntes Treiben in engen Gassen, frischer Seewind im Wettstreit gegen drückende Hitze - nicht unbedingt ein Ort, wo man ein Haus des ODL erwartet, zumal hier bis vor kurzem noch die Gesetze, die zum "Aranischen Exodus" führten, ihre Gültigkeit hatten. Und dennoch existiert es, genau wie die ehemals als Gauklerschule getarnte Illusionsakademie, man muß nur wissen, wo man suchen muß. Einige Gassen entfernt vom Basar in Richtung Hafen findet der aufmerksame Beobachter plötzlich das bekannte Symbol der gekreuzten Stäbe liebevoll in ein großes, tagsüber nur angelehntes Holztor geschnitzt. Tritt er, neugierig geworden, hindurch, gelangt er durch einen weiß getünchten Torbogen in einen mit üppig wuchernden, tropischen Pflanzen bepflanzten Innenhof, und nach all den lauten Geräuschen der Stadt umgibt ihn mit einem Mal wohltuende Stille. Erst, wenn er sich genauer umsieht, werden ihm die Menschen auffallen, die sich auf dem den Hof umlaufenden Arkadengang oder der Galerie darüber aufhalten, disputierend, lesend oder mannigfaltigen anderen Tätigkeiten nachgehend.
Der Innenhof, in der Mitte des zweistöckigen, quadratischen Gebäudes aus weiß getünchten, innen vielerorts auch bunt bemalten Ziegeln gelegen, ist mit seinen zwei Wandelgängen das Herz des Hauses. Hier finden nahezu alle Aktivitäten statt, und jeder Raum ist von hier aus zu erreichen.
Neben den Quartieren des Hauskapitels und der Ordenskämpfer gibt es einige Gästezimmer, eine kleine Bibliothek und ein seit Jahren nur noch ab und an von Gästen benutztes Labor. Die zwei Bediensteten, eine Köchin und ein Knecht, wohnen außerhalb bei ihren Familien.
Auf dem Flachdach steht ein schrittlanges Teleskop, der ganze Stolz des Archivars, und von ihm gehütet wie sein Augapfel.
Auch das Haus in Zorgan erlebte seine bedeutendsten Tage kurz nach seine Gründung während des Aranischen Exodus, in denen es eine wichtige Rolle dabei spielte, daß nicht noch mehr Vertreter der arkanen Zunft der von den Magierkriegen aufgewühlten und erzürnten Bevölkerung zum Opfer fielen.
Heutzutage gilt es jedoch nur noch höchst selten, einen in Bedrängnis geratenen Magus vor dem unberechtigten Zugriff der Justiz zu bewahren, die Abgänger der "Schule des seienden Scheins" sind wohlgelitten in der Stadt, die Gesetze, die zum "Aranischen Exodus" führten, weitgehend aufgehoben.
So gehen die Ordensmitglieder hier zumeist ihren eigenen Studien nach, wobei die Gelehrsamkeit dieses Ortes besonders überrascht, wenn man bedenkt, daß es derzeit zumindest im Hauskapitel nicht einen einzigen Magus gibt.
Dennoch herrscht hier kein Schlendrian, die Ordenstraditionen werden hochgehalten, und die langen allabendlichen Diskussionen in der lauen Nachtluft des Innenhofes über die Rohal'schen Schriften wären durchaus dazu angetan, so manche Ordensburg im Vergleich beschämend dastehen zu lassen.
In der letzten Zeit sind aber aus einsichtigen Gründen auch kämpferische Einsätze wieder häufiger geworden. Der Verrat Prinzessin Dimionas kam überraschend, und eilends wurden die zu diesem Zeitpunkt an der tobrischen Front stationierten Grauen Garden des Hauses zurückbeordert. Heute werden nahezu alle Einsätze in Oron, die nicht direkt von der Hochburg ausgehen, von hier aus koordiniert, oder haben doch zumindest von hier ihren Ausgangspunkt.